Sprechen Sie Emoji? Alle Fakten zu den Bildzeichen
24. Januar 2019Ein Smiley in einer geschäftlichen E-Mail? Vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar, heute gehören Smileys, Herzen & Co. zum Alltag. Oft ersetzen die sogenannten Emojis ganze Sätze oder stellen eine komplette Antwort dar. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – das sehen 95 Prozent der Deutschen so und verschicken täglich Tausende Emojis via Messenger und Social Media. Emojis geben unserer Sprache eine neue Ebene. Sie kompensieren das, was sich mit Sprache, besonders in kurzen Nachrichten, schwer ausdrücken lässt: Mimik und Gestik.
Von Zeichenkombination zum globalen Phänomen
Die bunte Bilderwelt begann mit dem Smiley, der Anfang der 1980er-Jahre zum Chatten in Foren verwendet wurde, um Ironie oder Humor auszudrücken. Der Informatiker Scott Fahlman führte 1982 die Tastenkombination von Doppelpunkt, Komma und Klammer ein und schuf damit das erste Emoticon. Emoticons, die Urform der heutigen Emojis, sind eine Abfolge von Zeichen. Emojis sind hingegen eigene Bildzeichen, deren Portfolio sich auf weit mehr als nur auf Gesichter erstreckt. Geburtsort der Emojis ist Japan, und ihr Schöpfer heißt Shigetaka Kurita. Der japanische Softwareingenieur experimentierte zunächst mit Symbolen für das Wetter und ließ sich dabei vom japanischen Comicstil Manga inspirieren. Zu den ersten Emojis zählen ein Sonnensymbol und ein aufgeklappter Regenschirm. Emojis tauchten Ende der 1990er-Jahre auf japanischen Mobiltelefonen auf, und es gab zunächst 176 unterschiedliche Emojis. Aufgrund des globalen Phänomens, zu dem sich Emojis entwickelt haben, ist der Grundstock im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) zu sehen. Um die kleinen Bildchen kam selbst Google nicht herum, als der Suchmaschinengigant 2006 den E-Mail-Dienst gmail in Japan aufziehen wollte, zu sehr hängen Smartphone-User an Smileys und Herzchen. Spätestens mit der Aufnahme in den sogenannten Unicode, der weltweiten Nomierung von Schriftzeichen und Textzeichen für eine plattform- und geräteunabhängie Kommunikation, ist die große Bedeutung der Emojis besiegelt.
Emoji-Overkill
Emojis haben es mit einem eigenen Film auf die Kinoleinwände geschafft. Der Animationsfilm „Emoji – der Film“ gewährt Einblicke in die geheime Welt des Smartphones und haucht den eindimensionalen Zeichen in einem kunterbunten Abenteuer Leben ein. Auch ein eigener Feiertag ist für Emojis etabliert. Der Welt-Emoji-Tag wird am 17. Juli gefeiert. Warum gerade an diesem Tag? Das Datum wird auf den Kalender-Emojis für iOS und Android angezeigt, jedoch ist unbekannt, aus welchem Grund dieses Datum in die Emojis integriert wurde. Spitzenreiter und das weltweit beliebteste Emoji ist der Smiley, der vor Lachen weint. Dieses Zeichen wurde sogar von der Oxford University Press zum „Wort des Jahres“ 2015 gekürt. Trotz aller Prominenz stehen Emojis immer wieder in dem Verdacht, die geschriebene Sprache zu ruinieren. Bisher sehen Sprachwissenschaftler dies nicht ganz so kritisch, denn Emojis beschreiben meist Nomen und sehr wenige Verben und Adjektive, daher sei der komplette Ersatz des Wortes nicht zu befürchten. Einen kompletten Satzverhalt nur mit Emojis konkret zu beschreiben ist noch sehr kompliziert, obwohl Entwicklungen in diese Richtung zu beobachten sind, da die Emojis immer spezifischer werden. Für ein Eis gibt es zum Beispiel mehrere Varianten, und so kann man genau zeigen, ob man zum Softeis oder zum Eisbecher einlädt. Personen werden auch immer spezifischer samt Haut- und Haarfarbe und Frisuren dargestellt. Einen Überblick über die gesamte Palette an Emojis bietet emojipedia. Ein eigenes Wikipedia für Emojis, das die Bedeutung und die verschiedenen Darstellungsformen unterschiedlicher Betriebssysteme zeigt. Ein Blick lohnt sich, denn häufig werden Emojis nicht im Sinn ihrer eigentlichen Bedeutung verwendet. Der Stern mit Schweif ist eigentlich keine Sternschnuppe, sondern soll dafür stehen, dass man zum Beispiel nach einem Schlag auf den Kopf „Sterne sieht“. Die erschrockene Katze ist gar nicht erschrocken, sondern müde und gähnt deshalb.
Emotionen der Welt in Bildern
Da Emojis global genutzt werden, kann man an ihnen auf einen Blick ablesen, was die Welt bewegt. Die Präsidentschaftswahl von Trump führte dazu, dass die Verwendung von Wut-Emojis bei Twitter am 20. August auf ein Rekordlevel stieg. Dabei hatten 33 Prozent der Tweets mit wütendem Emoji einen Bezug zu Donald Trump. Ganz Twitter versank nach den Terroranschlägen in Manchester in Tränen, was ein Allzeithoch des Postens von traurigen Emojis belegt. Doch auch freudige Ereignisse werden durch Emojis sichtbar. Vor Weihnachten findet man bei Twitter die meisten positiven Emojis in großer Erwartung auf das Christkind. Genauso wie Ereignisse bewegen Marken Menschen und damit auch Emojis. Das Volumen der Tweets, die einen Markennamen und ein Emoji enthalten, ist seit September 2015 um fast 50 Prozent gestiegen (Emoji-Report von Brandwatch). Marken setzen aktuelle Emojis häufiger ein, um mit ihren Kunden zu kommunizieren, und auch Kunden, die mit ihnen in Kontakt stehen, setzen Emojis häufig ein. Da die Bilder mittlerweile zum Alltag gehören, ist es nicht verwunderlich, dass sie einen festen Platz in PR und Werbung haben, um noch mehr auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Notwendig dafür sind passende Emojis. Besonders im Bereich Food ist da noch Luft nach oben. Seit November 2017 gibt es endlich auch eine Brezel, eine halbe Kokosnuss und einen Brokkoli, in der zweiten Jahreshälfte 2018 folgten Cupcake, Bagel und Mango. Auch Trendtiere wie Einhorn und Lama werden als Emoji digitalisiert.
Jeder kann Emoji-Erfinder werden
Doch wer entscheidet eigentlich, was als Emoji abgebildet wird? Türsteher für den Emoji-Himmel ist Mark Davis. Er ist Mitbegründer und Präsident von Unicode, einer gemeinnützigen Organisation, die die digitale Kommunikation standardisiert. Mitglieder von Unicode sind unter anderem Apple, Google und Microsoft. Jedes Schriftzeichen aus allen Sprachen der Welt bekommt von Unicode einen einzigartigen digitalen Code, damit es weltweit in gleicher Weise abgebildet werden kann. Voraussetzung für die Aufnahme einen neues Emojis: Es muss etwas aussagen, das bisher kein anderes Symbol kann. Das ist bei mehr als 2.500 Emojis gar nicht so einfach. Vorschläge kann jedermann einreichen, sofern das eben genannte Kriterium beachtet wird. Unsere Emoji-Vorschläge: lila Wand, Craft-Beer-Glas, Knödel, Vollkornbrot, Polaroid und ein Wegweiser zur Messe.
Wer trotz Emojis sein kommunikatives Portfolio erweitern möchte, der wird in diesem Artikel über die Alternative zu lecker fündig.