Caroline Rauscher: Die Sport-Ernährungsspezialistin
5. September 2017Wenn es in Sportzeitschriften und Livesendungen um das Thema Ernährung geht, ist es oft Caroline Rauscher, die als Expertin zitiert wird. Die studierte Pharmazeutin bietet mit „Nutritional Fine-Tuning“ individuell abgestimmte Sportgetränke und Mikronährstoffe an und versorgt damit Größen wie etwa den Schwimmer Paul Biedermann und die Triathletin Laura Phillip. Das Geheimnis von Caroline Rauscher geht über ihre Produkte hinaus: Ihr Konzept passt sich an, sowohl an den Athleten und seine Bedürfnisse als auch an den Zustand, in dem er sich in seinem Training gerade befindet. Im Interview erklärt sie uns, wie sie arbeitet, welche Ernährungstipps sie hat und wann sie tatsächlich zu einer ganzen Flasche Limo raten würde.
Wie bist du darauf gekommen, in der Art und Weise, wie du es machst, mit Sportlern zu arbeiten?
Caroline Rauscher: Seit Studienzeiten befasse ich mich mit physiologischen und biochemischen Abläufen, vor allem im Kontext von sportlicher Leistung in ihren verschiedenen Phasen. Setzt man sich sachlich mit diesen Prozessen auseinander, zeigt sich, dass es sehr schwer ist, auf dem Markt Produkte zu finden, die den verschiedenen Phasen der sportlichen Belastung für jeden Einzelnen gerecht werden. Meine individualisierten Produkte und Beratungen sind letztendlich für mich Instrumente, mein Wissen in die Praxis umzusetzen.
Woher kommt der gute Kontakt zu internationalen Wissenschaftlern?
Caroline Rauscher: Das hat sich eigentlich aus Zufall ergeben. Über Studienrecherchen bin ich auf eine führende australische Wissenschaftlerin gestoßen. Letztendlich habe ich ihr von meiner Art zu arbeiten erzählt, die sie sehr interessant fand. Über den persönlichen Kontakt zu ihr hat sich im Laufe der Zeit ein hochkarätiges, weltweites Netzwerk entwickelt, das sich aus international führenden Wissenschaftlern verschiedener Bereiche zusammensetzt, zum Beispiel Kohlenhydrat-, Protein-, Fettstoffwechselforschung, Trainingswissenschaften, Chronobiologie etc. Es gefällt ihnen einfach total gut, dass ich ihre Forschungsergebnisse miteinander vernetze und in die Praxis umsetze.
Wer sich ernährungsphysiologisch optimal versorgt, kann seine Leistung steigern. Umgekehrt kann durch Mängel eine Leistungsminderung auftreten. Was kann noch alles passieren, wenn man sich „falsch“ ernährt?
Caroline Rauscher: Versorgt er sich nicht optimal, hindert es den Sportler an einer bestmöglichen Leistungsentwicklung, schwächt unter gewissen Umständen das Immunsystem und kann einem Übertraining Tür und Tor öffnen. Man kann das ungefähr so beschreiben: Ein schlecht versorgter, talentierter Athlet kann nicht das Maximum seiner möglichen Leistungsfähigkeit herausholen. Angepasste, perfekte Versorgung macht jedoch aus einem mittelmäßigen Athleten nicht einen Weltklassesportler.
Eine deiner Mischungen wird von deinen Athleten liebevoll „die Pampe“ genannt. So gut kann das ja dann nicht schmecken. Im Gegensatz zu herkömmlichen Mischungen, die man zum Beispiel im Fitnessstudio kaufen kann, fügst du keine Geschmacksstoffe hinzu. Warum vertrittst du die Meinung, dass Genuss vor, während und nach dem Rennen nebensächlich ist?
Caroline Rauscher: Über Geschmack soll man ja bekanntlich nicht streiten; manche finden unsere Produkte geschmacklich richtig gut, andere weniger. Ich verzichte bewusst auf Zusatzstoffe, da ich der Meinung bin, dass es in der sportlichen Situation nur um die Verträglichkeit und Wirkung des Produkts geht, das ist das Einzige, das zählt. In der Praxis sehe ich sehr oft, dass die Unzahl an unnötigen und meist unsinnigen Zusatzstoffen den Athleten Probleme im Hinblick auf die Verträglichkeit macht. Im Gegenzug liegt mein Fokus auf der angepassten und optimalen Dosierung aller wirkungsrelevanten Komponenten.
Was ist mit dem Thema Genuss im Alltag? Von welchen Lebensmitteln rätst du ab?
Caroline Rauscher: Essen ist für mich Lebensqualität! Ich bin kein Freund von Verboten und schon gar nicht von Ernährungsreligionen. Man muss immer differenzieren, wann man welches Lebensmittel mit welcher Intention in welcher Belastungsphase isst: Eine Flasche Limonade im Vorfeld eines Wettkampfs mit dem Ziel des Carboloadings tut gute Dienste. Limonade als Basisgetränk im Alltag ist ungesund.
Wie sieht eine Beratung bei dir aus? Wie gehst du vor?
Caroline Rauscher: Da gibt es keine fixe Vorgehensweise. Ich höre mir an, was der Mensch, egal ob Sportler oder Nichtsportler, von mir wissen möchte, hinterfrage das Ganze, und dann analysieren wir gemeinsam die bestehende Situation und entwickeln Strategien, die es dem Menschen möglich machen, unter seinen persönlichen Lebensumständen und mit seinen Möglichkeiten das Erarbeitete in die Praxis umzusetzen.
Welche Ernährungstipps kannst du jedem (Freizeit-)Sportler ans Herz legen?
Caroline Rauscher:
- Seine Ernährung an den Umfang und die Art seines Trainings anzupassen. Das heißt, je höher die Umfänge und die Intensitäten, desto mehr Augenmerk auf die Zufuhr von Kohlenhydraten und auch Eiweiß sowie die notwendigen Elektrolyte legen.
- Ausreichend trinken, je nachdem wie viel man schwitzt; auch nach der Belastung.
- Eine regionale und saisonale Basisernährung
- Ernährungsreligionen sind für einen gesunden Menschen in der Regel Einbahnstraßen, die der Lebensqualität, der Gesundheit und der Leistung auf lange Sicht nicht förderlich sind.
Caro, vielen Dank für das Interview!