Braukunst Live! 2020: Branchenveranstaltung oder Verbraucherevent?
4. Februar 2020Am 31. Januar 2020 war es so weit: Ein Jahr nach der für die Branche doch unerwarteten Ankündigung, dass die Marke und der Event BrauKunst Live! vom geistigen Vater und Veranstalter von acht erfolgreichen Festivals, Frank Böer, an den Meininger Verlag verkauft worden ist, hat die Craftbier-Messe Ende Januar zum neunten Mal die Tore geöffnet. Ein paar Neuerungen hat der neue Veranstalter für das bierbegeisterte Fach- und Verbraucherpublikum am Freitag und Samstag in der bekannten Veranstaltungslocation, dem MVG-Museum, zu bieten gehabt.
BierForum: Plattform für Bierwissen
Dem offiziellen Event wurde am Freitagvormittag die Fachveranstaltung „BierForum“ vorgeschaltet, das sich laut Verlagsaussage in erster Line an Biermacher (also Brauereien, deren Brauer und Braumeister) und Biervertreiber (also Handel und Logistiker) richtete. Die Veranstaltung wertete den Freitag zum Fachtag auf, wohin sich der erste Tag in den vergangenen Jahren unter Böer auch schon entwickelt hatte. Der inhaltlich rote Faden der Kooperationsveranstaltung zwischen der Braukunst Live! und BierBegeisterung lautete: „Wie schaffen wir es, den Wert des Bieres beim Verbraucher darzustellen?“ und zog wie gewünscht in erster Linie Fachleute zum MVG-Museum.
Food meets Beer: Foodtrucks für das leibliche Wohl
Immer wieder angeregt und im wahrsten Sinne des Wortes heiß erwünscht: eine größere Auswahl an Verpflegungsmöglichkeiten und die Ausweitung des Bierfestivals zu einem Genussfestival, bei dem auch das Essen nicht zu kurz kommt. Der Wunsch wurde vom neuen Veranstalter aufgegriffen und eine Food-Truck-Area am Rande des Festivals, jenseits des ganzen Trubels, geschaffen, in der man in Ruhe verschnaufen und tolles Streetfood u.a. Ox vom Ringlers Grill zu den Bierspezialitäten genießen konnte. Eine feine Sache.
Luftig und locker
Beim Betreten der Halle ist jedem Besucher, der schon öfters auf dem Event war, eine der auffälligsten Neuerungen ins Auge gestochen: die veränderte Wegführung. Die Aussteller waren in diesem Jahr anders gruppiert; die Wege gingen in Laufrichtung vom Eingang geradeaus in die Halle hinein. Die quer gelagerten kleinen Gänge gehörten der Vergangenheit an. Alle Stände waren luftig und locker angeordnet, sodass die Besucher sehr viel einfacher an die Macher und Marken herangekommen sind. Die Ausstellerschaft setzte sich aus bekannten größeren Brauereien und einer spannenden Mischung von Craftbrauereien, die schon länger am Markt agieren, sowie Newcomern zusammen. Interessanterweise hat sich auch die Zahl der Stände vergrößert, die nicht nur Bier ausgeschenkt, sondern Bierbücher etc. angeboten haben.
Partner mit Tradition
Die Premiumpartner BarthHaas und Hofbräu München waren wie in den vergangenen Jahren mit an Bord. Sie überzeugten die Fachbesucher mit Getränkeinnovationen wie der Hopfenlimo „Hopinade“, einem German Brown Ale, ein mit Provoak gebrautes Münchner Dunkel, sowie die Bierspezialität Hallodri, die Hofbräu jedes Jahr speziell für das Festival einbraut.
Ach ja, fast vergessen: Wer von den Besuchern glaubte, das Zeug zum Beer Judge zu haben und gern in die Verkosterriege vom Meininger’s International Craft Beer Award aufgenommen werden möchte , der konnte sich am Verlagsstand beweisen. In einer Tasting Challenge konnte man ausgewählte Siegerbiere vom Award verkosten und so seine sensorischen Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen. Der Gewinner der Challenge wird im Mai 2020 zusammen mit vielen international renommierten Judges gemeinsam am Tisch sitzen und die begehrten Medaillen vergeben.
Mein persönliches Fazit: Braukunst Live! 2020
Die Konkurrenz um die Gunst der bierbegeisterten Verbraucher genauso wie um die Zeit der Fachbesucher wird jährlich härter. Die Braukunst Live! zählt zu den ersten Bierveranstaltungen in Deutschland und hat unbestritten in den vergangenen fast zehn Jahren einen nationalen Ruf erworben und ein sehr gutes Image aufgebaut. Es ist eine Art jährliches Klassentreffen, bei dem man das „Who is who“ der Branche antrifft und bei der einen oder anderen Bierspezialität nebenbei die relevanten Entwicklungen der Branche bespricht. Aber hat das Konzept mit den neuen Justierungen auch das Potenzial in Zukunft Jahr für Jahr immer neue Brauereien und weitere Bierbegeisterte nach München zu locken oder geht die Ära der Craftbier-Festivals aufgrund vielfältiger anderer Freizeit-Möglichkeiten vielleicht dem Ende entgegen? Die Frage ist, wie sich das Konzept weiterentwickeln wird, welche Zielgruppe wird die der Zukunft sein oder gelingt es dem Meininger Verlag, eine Plattform zu schaffen, in der für beide Zielgruppen immer wieder Neuheiten und branchenprägende Impulse geboten werden? Es bleibt für uns alle in der Branche zu hoffen, dass die Attraktivität der Veranstaltung in München ungebrochen ist und wir das Klassentreffen der Branche in München auch in das nächste Veranstaltungsjahrzehnt mitbegleiten dürfen.
Als branchenprägende Food-PR-Agentur aus München war das natürlich nicht unser erster Beitrag zum etablierten Bierevent in der bayerischen Landeshauptstadt. Wer gerne in Erinnerungen schwelgen möchte, kann sich die Highlights der Braukunst Live! von 2017 anschauen.